Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt

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Protestaktion der Vertragsärzte und -psychotherapeuten 12. 10. 2022

In Sachsen-Anhalt haben heute, 12. Oktober 2022, ab 11 Uhr zahlreiche Vertragsärzte und -psychotherapeuten ihre Praxen geschlossen, um an einer Protest- und Fortbildungsveranstaltung teilzunehmen. Diese haben die Fachärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt und der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt mit Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) initiiert.

Mit der Protestaktion setzen die ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten ein Zeichen gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministers Lauterbach und die Forderungen der Krankenkassen. Minister Lauterbach will die Neupatientenregelung streichen und die sogenannte offene Sprechstunde begrenzen. Das sieht das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vor, das aktuell im Bundestag beraten wird. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen fordert überdies für die Jahre 2023 und 2024 Nullrunden für die ambulante Versorgung. Aus der Bundes- und Landespolitik ist bisher kein Signal zu hören, dass es auch für Arztpraxen Energiepreisbremsen geben soll.
Vor dem Hintergrund stark steigender Praxiskosten, insbesondere für Energie, ist die Forderung der Krankenkassen nach Nullrunden der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Die finanzielle Belastung wird sich extrem zuspitzen. Viele Praxen werden ihre Leistungsangebote im bisherigen Umfang durch die Streichung der Neupatientenregelung nicht mehr vornehmen können. Die Folgen wären für Patienten weniger Termine, längere Wartezeiten auf Behandlungstermine und kürzere Behandlungszeiten.

Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der KVSA: „Die aktuellen Entwicklungen für die ambulante Versorgung, die in Sachsen-Anhalt ohnehin schon angespannt ist, sind sehr besorgniserregend. Die Attraktivität einer ambulanten Tätigkeit wird für den ärztlichen Nachwuchs sinken. Das muss vermieden werden.“

Dr. Petra Bubel, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde aus der Lutherstadt Eisleben und Landesvorsitzende der Fachärztlichen Vereinigung: „Es ist eine Zumutung, wie mit uns und damit unseren Patienten umgegangen wird. Erst haben wir im Vertrauen auf die Neupatientenregelung unsere Sprechzeiten ausgeweitet und Praxisabläufe umgestaltet, um mehr Patienten schneller mit Terminen versorgen zu können. Nun soll an genau dieser Stelle auf Kosten der Patienten gespart werden, um das Finanzloch der gesetzlichen Krankenversicherung zu stopfen.“

Dr. Torsten Kudela, Facharzt für Allgemeinmedizin und Rheumatologe aus Magdeburg und Vorsitzender des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt: „Wir brauchen Verlässlichkeit. Wir können nicht aufgrund von Gesetzlichkeiten heute unseren Praxisalltag umorganisieren, und morgen soll alles wieder hinfällig sein. Bei Neupatientenregelung und offener Sprechstunde sind die Patienten zweifelsfrei die Gewinner, kommt es zur Änderung, sind Patienten und Praxen Verlierer.“

Die Vertragsärzte und -psychotherapeuten, die an der Protestaktion teilgenommen haben, sind sich einig: Im Sinne einer guten Patientenversorgung müssen die Regelungen zu Neupatienten und zur offenen Sprechstunde erhalten bleiben und die stark steigenden Kosten in den Praxen ausgeglichen werden.

Foto: Dr. Petra Bubel hängt den Hinweis zur Protestaktion an die Tür ihrer HNO-Praxis in Lutherstadt Eisleben.        Quelle: Praxis Bubel

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